CSU-Senioren-Union Oberpfalz war zu Gast beim Bezirk
Besuchergruppe informierte sich in der Regensburger Bezirksverwaltung - Nah beim Menschen
Regensburg - Mit großer Freude begrüßte Bezirkstagspräsident Franz Löffler viele bekannte Gesichter der CSU-Senioren-Union aus der Oberpfalz, die mit ihrer Vorsitzenden Evi Bauer-König in die Regensburger Bezirksverwaltung gekommen waren. Soziales und Gesundheit, Kultur, Natur und Landschaftspflege, diese Aufgabenschwerpunkte der oftmals unbekannten „kommunalen Gebietskörperschaft“ Bezirk Oberpfalz nannte Löffler den rund 70 Gästen. Rund 94 Prozent des Haushalts in Höhe von knapp 650 Millionen Euro wende der Bezirk für Menschen mit Pflegebedarf und/oder Behinderung auf.
Löffler machte deutlich, dass die dreijährige wirtschaftliche Rezession, das Inflationsgeschehen mit kräftigen Tarifsteigerungen und der stetig zunehmende Fachkräftemangel ein „Weiter so!“ der Ausgaben den gesamten Sozialstaat zusammenbrechen lasse. 2024 hatten die Bezirke im Verbund mit dem Freistaat Bayern eine Finanzierungslücke von 750 Millionen Euro zu bewältigen.
„Wir brauchen dringend Reformen“
Über viele Jahrzehnte konnten rund 70 Prozent der stationären Heimbewohner die Kosten ihres Pflegeplatzes aus ihrer Rente und den Leistungen der Pflegeversicherung bezahlen. Seit letztem Jahr sind die Heimkosten explosionsartig so gestiegen, dass immer mehr Menschen in die Sozialhilfe abrutschen würden. Nur noch rund ein Drittel der Menschen könne die Kosten für den Heimplatz ohne Unterstützung des Bezirks stemmen. Das seit 2018 Schritt für Schritt erlassene Bundessteilhabegesetz bürde den Bezirken Kosten auf, für die der Bund bisher keine wirksame Gegenfinanzierung auf den Weg gebracht habe. Der Bezirk stehe ein für soziale Gerechtigkeit, betonte Löffler. „Wir brauchen aber dringend Reformen, um den Sozialstaat erneut finanzierbar zu machen.“
Die umfassende Leistungspalette von der „Wiege bis zur Bahre“ verdeutlichte Dr. Benedikt Schreiner, Leiter der Bezirksverwaltung. Von der Frühförderung über Zuschüsse für Beschäftigungschancen von Menschen mit Behinderungen bis zum Betreuten Wohnen im Alter sei der Bezirk am Ball, um für sozialen Ausgleich zu sorgen. „Lassen Sie sich beraten“, appellierte Schreiner an die Besucher. In jedem Landratsamt und in den kreisfreien Städten der Oberpfalz seien kompetente Fachleute als Ansprechpartner des Bezirks vor Ort.
Von Freilandmuseum bis Heimatmobil
Kultureinrichtungen wie das Freilandmuseum Oberpfalz, 15 Förderprogramme von der Denkmalpflege über Instrumentenkauf bis zur Rock- und Popmusik sowie umfassende Beratung in allen Kulturbereichen kennzeichnet das Leistungsprofil der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz. Mit dem Zoigl- oder dem Zwiefachentag am 10. Mai in Vohenstrauß bereichert der Bezirk auch das Oberpfälzer Kulturleben. Die Fachberatung für Fischerei und der Teichwirtschaftliche Beispielsbetrieb Wöllershof fördern sowohl die Oberpfälzer Fischwirtschaft wie auch die Natur- und Landschaftspflege durch Besatzmaßnahmen in den Nebenflüssen der Donau und die Beratung der Fischer und Teichwirte.
Die Förderung grenzüberschreitender Zusammenarbeit sieben grenznaher Regionen Bayerns, Österreichs und Tschechiens, die Beratung über Fördermöglichkeiten aus EU-Programmen für kleine und mittlere Oberpfälzer Unternehmen und die Regionalpartnerschaft Oberpfalz-Pilsen zählen ebenfalls zu den Dienstleistungen des Bezirks.
Professor Dr. med. Thomas Baghai, Direktor des Geschäftsbereichs Medizinische Leistungen, gab den Gästen spannende Einblicke in die verschiedenen Patientengruppen und Diagnosen, die in den psychiatrischen und neurologischen Einrichtungen der „Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz medbo“ im Mittelpunkt stehen: Von ADHS bei Kindern über Suchterkrankungen oder chronischen Schmerzen bei Erwachsenen bis hin zu Demenz oder Parkinson bei Älteren. An derzeit acht Standorten in der Oberpfalz werden stationäre und ambulante Patienten versorgt – zwei davon sollen in den nächsten Jahren besonders gestärkt werden: In Weiden entsteht derzeit eine neue Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, während in Parsberg die Bauarbeiten für ein eigenes Zentrum für Psychosomatik in vollem Gange sind. Darüber hinaus kommt die Medizin der medbo in Regensburg, Wöllershof, Amberg, Cham, Roding und Wörth a.D. Donau zu den Menschen in der Oberpfalz.
medbo hat rund 4000 Beschäftigte
„Es sind unsere rund 4.000 Beschäftigten, die unsere Kliniken und Heime am Laufen halten“, betonte Prof. Dr. Baghai. Umso entscheidender sei der Faktor Mitarbeiterzufriedenheit. „Wir möchten jeden unserer Kollegen als Individuum wahrnehmen und dementsprechend in den individuellen Herausforderungen und Zielen unterstützen.“ So arbeiten zum Beispiel rund 50 Prozent der Belegschaft in Teilzeit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird mit einem zertifizierten Maßnahmenpaket gelebt, das hauseigene Bildungsinstitut bietet Seminare und Weiterbildungen oder kreiert in Zusammenarbeit mit akkreditierten Hochschulen auch maßgeschneiderte Studiengänge wie den Bachelor of Science (B.Sc.) Pflege/Psychiatrie.
Im Anschluss informierte Diplom-Psychologe Michael Frenzel einen Teil der Besuchergruppe über das von der medbo speziell entwickelte Schulungsprogramm HSN „Helfen in seelischer Not“. Dieses Programm vermittelt Menschen das notwendige Wissen, um als Ersthelferin oder Ersthelfer Menschen in seelischer Not nicht alleine zu lassen und bestmöglich Soforthilfe zu leisten.
Währenddessen besuchte die zweite Gruppe auf dem Weg zur Krankenhauskirche St. Vitus die 2016 neu gestaltete T4-Gedenkstätte. Der Ort ist benannt nach dem 1940 auf Anordnung Hitlers in der Berliner Tiergartenstraße 4 festgelegten mörderischen Euthanasieprogramm für Menschen mit Behinderungen und/oder psychischen Erkrankungen. Die Gedenkstätte vor dem Haupteingang der Vituskirche erinnert an das Schicksal der 642 psychisch kranken und behinderten Menschen, die 1940/41 aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert und dort ermordet wurden.
Der medbo-Kunsthistoriker Bruno Feldmann zeigte der Gruppe auch das kultur- und kirchengeschichtliche Juwel St. Vitus. 997 wurde das Benediktinerkloster Prüll gegründet. Die 1110 geweihte Hallenkirche St. Vitus war nach den Benediktinern von 1484 bis zur Säkularisierung 1803 in der Hand des Kartäuserordens. Zwölf Mönche lebten in kleinen Häuschen mit Garten weltabgewandt in ihren Zellen, um „eins zu werden mit Gott.“ 1852 wurde in den Gebäuden des Klosters die Königliche Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll eröffnet, die Vorgängerin des heutigen Kommunalunternehmens „Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz“.
