Was hat der böhmische Komponist Smetana mit uns zu tun?
Faszinierendes Feature zum 200. Geburtstag vor dem Hintergrund aktueller bayerisch-böhmischer Beziehungen
Regensburg, 20.03.2024 - Über 100 Gäste waren der Einladung des bezirkseigenen Sudetendeutschen Musikinstituts in den Alten Festsaal der Regensburger Bezirksverwaltung gefolgt und konnten in geschichtsfundierten Grußworten, musikhistorischen Beiträgen, Klavierstücken und Gesangspartituren einen lebendigen Festabend zum 200. Geburtstag des Wegbereiters zur tschechischen Nation, Friedrich/Bedřich Smetana (1824-1884), erleben.
Bezirkstagspräsident Franz Löffler legte die zeit- und grenzüberschreitenden Verbindungen offen: „Vor allem die Kultur ist neben der gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung der entscheidende Faktor, dass die Menschen zueinander finden“, stellte er fest. Dazu leiste das Sudetendeutsche Musikinstitut einen wichtigen Beitrag, bekräftigte er. Mit seiner Musik habe der Komponist Smetana die Seele der Menschen angesprochen, machte Regierungspräsident Walter Jonas deutlich. „Seit der Grenzöffnung können wir den Flussverlauf der Moldau/Vltava nicht nur von Smetana hören, sondern auch vor Ort erleben“, führte Jonas aus. Seit über 20 Jahren treibt zudem die Regionalkooperation Oberpfalz-Pilsen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit voran. Seit letztem Jahr ist auch der Bezirk Oberpfalz mit der Leitung der Arbeitsgruppen Kultur und Soziales an dieser Kooperation beteiligt.
Mit Sinn für Humor beschrieb Libor Picka, Ratsmitglied des Bezirks Pilsen für den Bereich Kultur und Tourismus, die gute Bierqualität in beiden Regionen als hilfreich für den Aufbau der grenzüberschreitenden freundschaftlichen Kontakte. Smetana sei nicht nur eine Ikone des tschechischen Musikschaffens, sondern auch ein Symbol für die Kunst, die Nationen und Kulturen verbindet.
Der Literaturwissenschaftler Václav Petrbok und die Smetana-Forscherin Olga Mojžíšová vermittelten dem Publikum erhellende Einblicke in die künstlerische Entwicklung des jungen Komponisten anhand seines Jugendtagebuchs während seiner Schuljahre in Pilsen. Lebendig zu Gehör brachte diesen Lebensweg Helmut Becker, Sprachdozent der Theaterakademie August Everding in München, bei der ausdrucksstarken Lesung von Tagebuchauszügen. „Eine Gesellschaft, wo getanzt oder musicirt wird, und der Smetana fehlt, heißt nichts“, schrieb der selbstbewusste 17-Jährige in sein Tagebuch. Bei den hervorragend interpretierten Klavierstücken von Marek Kozák und dem Vertrag dreier deutschsprachiger Lieder von Tenor Thoma Jaron Wutz konnten sich die Gäste des Festakts davon überzeugen. Eine Fortsetzung fand der gelungene Abend dann gestern im Adalbert-Stifter-Saal des Sudetendeutschen Hauses in München. Zahlreiche Gäste hatten sich eigens zu dieser besonderen Smetana-Feier in die Landeshauptstadt aufgemacht.