Nah beim Menschen: Der Bezirk Oberpfalz
Besuchergruppe aus Amberg informiert sich über die Aufgaben und Leistungen des Bezirks
Regensburg, 07.03.2024 - „Wo schlägt das soziale Herz für die Bürgerinnen und Bürger der Oberpfalz?“ Mit diesen Worten begrüßte der Amberger Bezirksrat und Inklusionsreferent in der Regensburger Bezirksverwaltung seine Gäste aus der Stadt und dem Landkreis Amberg-Sulzbach, überwiegend Mitglieder der Frauenunion.
Dr. Benedikt Schreiner, Direktor der Bezirksverwaltung, gab Auskunft über die Aufgaben und Leistungen des Bezirks mit einem Finanzhaushalt von rund 0,8 Mrd. Euro, wenn man die Dienstleistungen der medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz für die Gesundheit der Menschen mit einberechnet.
Deutlich vor Augen geführt wurde den Gästen der wichtige Unterschied zwischen der Regierung der Oberpfalz als ausführende Behörde des Freistaates Bayern und dem Bezirk Oberpfalz mit seinem „Kommunalparlament“ Bezirkstag, in dem die 17 gewählten Mandatsträger der Parteien CSU, Freie Wähler, AFD, Die Grünen und der SPD unter Leitung von Bezirkstagspräsident Franz Löffler die Entscheidungen treffen. Rund 14.500 leistungsberechtigte Menschen sind auf die Sozialhilfeleistungen des Bezirks angewiesen. Die Leistungspalette des Bezirks für die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen reicht von der Frühförderung bis zu ambulanten und stationären Wohnformen im Alter. „Je früher die Hilfe einsetzt, umso besser können Beeinträchtigungen beseitigt oder zumindest abgeschwächt werden“, machte Direktor Dr. Schreiner mit dem Hinweis auf die Kostenübernahme für Leistungen der heilpädagogischen Frühförderung deutlich. Arbeit gibt Struktur, auch für Menschen mit Behinderung. Was hilft, wenn der Mensch seinen Arbeitsplatz aus Altersgründen aufgeben muss? Auch dafür finanziert der Bezirk ein Angebot, um nach dem Erwerbsleben den Menschen Halt und Lebensqualität im Alter zu ermöglichen. Dr. Schreiner stellte auch die Kulturförderung des Bezirks, die bezirkseigenen Einrichtungen wie das Freilandmuseum Oberpfalz und die Arbeit der Fischereifachberatung für die Teichwirte und den Landschaftsschutz vor.
Professor Dr. med. Thomas Baghai, Direktor des Geschäftsbereichs Medizinische Leistungen, gab den Gästen spannende Einblicke in die verschiedenen Patientengruppen und Diagnosen, die in den psychiatrischen und neurologischen Einrichtungen der medbo im Mittelpunkt stehen: Von ADHS bei Kindern über Suchterkrankungen oder chronische Schmerzen bei Erwachsenen bis hin zu Demenz oder Parkinson bei Älteren. An derzeit acht Standorten in der Oberpfalz werden stationäre und ambulante Patienten versorgt – zwei davon sollen in den nächsten Jahren besonders gestärkt werden: In Weiden entsteht derzeit eine neue Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, während in Parsberg die Bauarbeiten für ein eigenes Zentrum für Psychosomatik in vollem Gange sind. Darüber hinaus kommt die Medizin der medbo in Regensburg, Wöllershof, Amberg und Cham zu den Menschen in der Oberpfalz. Ganz neu sind außerdem zwei zusätzliche MVZ-Filialpraxen in Wörth a.d. Donau und Roding, die 2023 ihren Betrieb aufnahmen.
„Es sind unsere rund 4.000 Beschäftigten, die unsere Kliniken und Heime am Laufen halten“, betont Prof. Dr. Baghai. Umso entscheidender sei der Faktor Mitarbeiterzufriedenheit. „Wir möchten jeden unserer Kollegen als Individuum wahrnehmen und dementsprechend in den individuellen Herausforderungen und Zielen unterstützen.“ So arbeiten zum Beispiel rund 50 Prozent der Belegschaft in Teilzeit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird mit einem zertifizierten Maßnahmenpaket gelebt, das hauseigene Bildungsinstitut bietet Seminare und Weiterbildungen oder kreiert in Zusammenarbeit mit akkreditieren Hochschulen auch maßgeschneiderte Studiengänge, wie den B.Sc. Pflege Psychiatrie. Das spiegele sich auch in den Zahlen wieder: „Unsere Belegschaft ist in den letzten zehn Jahren um fast 40 Prozent gewachsen.“
Bezirksrat Martin Preuß bezeichnete die Arbeit der medbo als Segen für die Menschen und betonte auch die starke Verbindung fachärztlicher Kompetenz der medbo-Klinik in Amberg in unmittelbarer Nachbarschaft zur somatischen Medizin mit dem St. Marien-Krankenhaus. Im Hinblick auf die zahlreichen Leistungen des Bezirks und der medbo zog er das Fazit: „Das Geld, das die Umlagezahler Landkreise und kreisfreie Städte an den Bezirk über die Bezirksumlage zahlen, ist sehr gut angelegt.“
Zum Abschluss des Besuchs besichtigte die Besuchergruppe auf dem Weg zur Krankenhauskirche St. Vitus die 2016 neu gestaltete T4-Gedenkstätte. Der Ort ist benannt nach dem 1940 auf Anordnung Hitlers in der Berliner Tiergartenstraße 4 festgelegten Euthanasieprogramm für Menschen, die nach der NS-Ideologie als sog. „unnütze Esser“ umgebracht wurden. Die Gedenkstätte erinnert an das Schicksal der 642 psychisch kranken und behinderten Menschen, die 1940/41 aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert und dort ermordet wurden. Der medbo-Kunsthistoriker Bruno Feldmann zeigte der Gruppe auch das kultur- und kirchengeschichtliche Juwel St. Vitus. 997 wurde das Benediktinerkloster Prüll gegründet. Die 1110 geweihte Hallenkirche St. Vitus war nach den Benediktinern von 1484 bis zur Säkularisierung 1803 in der Hand des Karthäuserordens. Zwölf Mönche lebten in kleinen Häuschen mit Garten weltabgewandt in ihren Zellen, um „eins zu werden mit Gott.“ 1852 wurde in den Gebäuden des Klosters die Königliche Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll eröffnet, die Vorgängerin des heutigen Kommunalunternehmens „Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz“.