Teichwirtschaftlicher Beispielsbetrieb Wöllershof feiert 50-jähriges Jubiläum
Seit fünf Jahrzehnten ist der TWB des Bezirks Oberpfalz Partner und Nothelfer der Fischer und Teichwirte. Bekannt ist der Betrieb vor allem für seine
Ausbildung und den europaweit einzigartigen Stör-Laichfischbestand.
Regensburg. „Wir feiern heute nicht nur 50-jähriges Bestehen des Teichwirtschaftlichen Beispielsbetriebs. Wir feiern heute auch 50 Jahre Förderung der Fischerei in der Oberpfalz“, sagte Bezirkstagspräsident Franz Löffler bei der Eröffnung der Jubiläumsfeier und gab gleichzeitig auch einen kurzen Einblick in die vergangenen Jahrzehnte.
Gemeinsam haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den vergangenen 50 Jahren viel erreicht: Nur zwei Jahre nach der Gründung durch Dr. Gebhard Reichle fand beispielsweise die erste Vermehrung von Karpfen mit Hilfe von Hypophysen statt, Versuche und Feldübungen wurden durchgeführt – und sogar eine Doktorarbeit wurde im Teichwirtschaftlichen Beispielsbetrieb Wöllershof (TWB) geschrieben.
Stör-Laichfischbestand europaweit einmalig
Fischzuchtmeister Kevin Bäumler und sein Team erproben stets Neues in der Teichwirtschaft. Der TWB hat sich insbesondere bei der Aufzucht und Vermehrung von Stören einen Namen gemacht. Inzwischen gibt es hier acht Arten: Sterlet, Hausen, Waxdick, Sibirischer Stör, Sternhausen, Atlantischer Stör, Glattdick und Adriatischer Stör.
Bereits 1982 kamen die ersten Störe nach Wöllershof. Die anderen Störarten wurden nach und nach durch Kauf von Eimaterial ergänzt. „Inzwischen ist der Stör-Laichfischbestand hier vor Ort mindestens europaweit in seiner Form einmalig“, sagte Bäumler. Im TWB werden aber auch andere gefährdete Fischarten als Laichfische gehalten und vermehrt. Dazu zählen Nase, Nerfling, Barbe und Frauennerfling.
Keine Konkurrenz zu Oberpfälzer Teichwirten
Grundsätzlich gilt, dass der TWB nicht als Konkurrenz zu den Oberpfälzer Teichwirten zu sehen ist. „Er ist vielmehr Partner und Nothelfer der Fischer und Teichwirte“, machte der Bezirkstagspräsident deutlich. Beispielsweise wenn es um Karpfenbrut geht, weil die natürliche Vermehrung aufgrund klimatischer Verhältnisse nicht funktioniert hat.
Der Beispielsbetrieb ist „quasi die Praxishand der Fachberatung für Fischerei, die für alle praxisbezogenen Fragen rund um Fisch und Teichwirtschaft in der Regel Antworten findet“, erklärte Dr. Thomas Ring, Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberpfalz.
Fischotter bereitet große Sorgen
Besonderen Wert legt der TWB auf die Ausbildung von Fischwirten. Seit Bestehen des Betriebs wurden 53 Lehrlinge ausgebildet, die zur Erhaltung der Kulturlandschaft beitragen und ihr Wissen in die Region hinaustragen – auch im Bereich der Prädatoren. Eben diese bereiten Bezirkstagspräsident Franz Löffler aktuell große Sorgen, vor allem der Fischotter: „Wenn wir mit der Entnahme in der Oberpfalz warten sollten, bis der Fischotter dann in ganz Bayern flächendeckend nachgewiesen ist, gibt es vermutlich in der Oberpfalz gar keine Fischteiche mehr.“
Eine praktikable Lösung im Sinne einer ausgewogenen Natur müsse gefunden werden. Das Ziel des Bezirks Oberpfalz sei es, dass die Kulturlandschaft auch weiterhin von den Teichen, vom Wasser und den Fischen mitgeprägt wird. „Dazu werden wir unseren Beitrag auch die nächsten 50 Jahre liefern.“
Ergänzende Informationen zum Teichwirtschaftlichen Beispielsbetrieb Wöllershof
Lage: Der Betrieb lässt sich in eine Hofanlage mit 9ha Wasserfläche und drei Außenanlagen mit insgesamt 9ha Wasserfläche unterteilen.
Ausstattung: Außerdem befinden sich hier unter anderem ein Warmwasserbruthaus im Durchlaufverfahren, ein Labor für Fisch.- und Wasseruntersuchungen, Lehrlingsunterkünfte sowie Betriebsleiterwohnungen.