„Dieser Kurs bringt eine wahre Fröhlichkeit in die Gesellschaft“
Instrumentenbau- und -spielkurs des Bezirks Oberpfalz feierte 50. Jubiläum mit Festabend in Waldmünchen.
Waldmünchen, 8. Januar 2025 - Historische Instrumente, hervorragende Musiker und begeisterte Volkstänzer: Treffen diese drei Faktoren aufeinander, dreht sich in Waldmünchen wieder alles um den Instrumentenbau- und -spielkurs des Bezirks Oberpfalz. In diesem Jahr fand die Veranstaltung bereits um 50. Mal statt. Das Jubiläum wurde mit einem Festabend in der TV-Halle gefeiert. „Dieser besondere Kurs, der eine wahre Fröhlichkeit in die Gesellschaft bringt, soll so einmalig bleiben“, betonte Bezirkstagspräsident Franz Löffler bei der Begrüßung.
Seit seiner Gründung im Jahr 1974 ist der Kurs zu einem bedeutenden Treffpunkt für Musikbegeisterte aus Bayern, Böhmen und darüber hinaus geworden. Nur wenige Formate im Bereich der Volksmusikbildung können auf so eine lange Tradition zurückblicken. „Neben Wohlstand und Innovation machen uns vor allem unsere Werte aus“, sagte Löffler. Tracht, Dialekt, Liedgut – diese Werte, die Identität und Einmaligkeit schaffen, müssten deshalb gepflegt und weitergegeben werden. Mit Blick auf den Kurs, aber auch auf die zahlreichen Festspiele in der Oberpfalz, die Jugendarbeit sowie große Musikkapellen und kleine Ensembles ist ihm auch in herausfordernden Zeiten nicht bange. „Ich bin glücklich, dass wir eine funktionierende Kulturarbeit haben“, so Löffler.
Bildergalerie
Laut Bürgermeister Markus Ackermann passt der Instrumentenbau- und -spielkurs perfekt in das Profil Waldmünchens, schließlich pflege die Grenzstadt freundschaftliche Beziehungen nach Böhmen. „Geschichte, Kultur und Traditionen werden bei uns großgeschrieben, wertgeschätzt und gelebt“, unterstrich Ackermann. Der Kurs sei mittlerweile so bekannt, dass die Stadt ihn auch als „Marketing-Schlager“ zum Werben als Urlaubsort nutzt.
Das Format findet seit 1987 immer um den Jahreswechsel in der Jugendbildungsstätte in Waldmünchen statt. „Der Kurs, der ein tolles Image hat, bringt ein besonders Flair in unser Haus“, sagte Leiter Johannes Himmelhuber. Und weiter: Man erlebe jedes Mal aufs Neue integrative und beschwingte Tage.
Von Hinterschmiding über Pleystein nach Waldmünchen
Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl ließ in seinem Festvortrag die Entwicklung des Kurses Revue passieren. 1974 bot Instrumentenbauer Tibor Ehlers auf Initiative von Adolf Eichenseer, damaliger Bezirksheimatpfleger, im niederbayerischen Hinterschmiding einen Dudelsack-Kurs an, zu dem sich acht Teilnehmer aus der Oberpfalz anmeldeten. Diese Veranstaltung wurde für viele zu einem Erweckungserlebnis, so dass man beschloss, dieses Format in der Oberpfalz weiterzuführen.
Eichenseer kam dies sehr gelegen, war es ihm doch ein großes Anliegen, insbesondere im Volksmusikbereich die Oberpfälzer Traditionen aufzufinden, herauszustellen, zu dokumentieren und wieder in das aktive Volksmusikgeschehen einzubringen. Als Kursort wurde schließlich die Stadt Pleystein im Landkreis Neustadt an der Waldnaab gewählt. Es wurde viel experimentiert, gebastelt und dabei oft Neuland betreten. Und so entstanden nicht nur Dudelsäcke und Drehleiern, sondern auch Geigen, Harfen oder Autoharps. Erfreulicherweise stieg die Teilnehmerzahl kontinuierlich an – von 30 zum Start war man bald schon bei 50 bis 60, dann bei 100 und später auch darüber.
Da die Quartiere in Pleystein oft wechselten und Teilnehmer und Referenten bei Privatleuten untergebracht waren, entschied man sich 1987 den Kurs nach Waldmünchen zu verlegen. Die Jugendbildungsstätte bietet genügend Räume und gilt als zentraler Ort außerschulischer Jugendarbeit in der Oberpfalz. Bis 1994 leiteten Adolf und seine Frau Erika Eichenseer den Kurs, danach Dr. Franz Xaver Scheuerer, Hans Wax und Veronika Straubinger. Derzeit fungiert der stellvertretende Bezirksheimatpfleger Florian Schwemin als Leiter.
Neustart nach der Corona-Pandemie mit einem zusätzlichem Mini-Kurs
Einen Wermutstropfen in der Erfolgsgeschichte bildet die Corona-Zeit, da die Kurse 2020/2021 und 2021/2022 abgesagt werden mussten. Pandemiebedingt startete die Veranstaltung im Jahr darauf erst nach Silvester, also von 1. bis 6. Januar 2023. Einige Kursteilnehmer freuten sich, dass sie Silvester noch zuhause feiern konnten, für andere war es unvorstellbar, einen Kurs ohne gemeinsame Silvesterfeier zu veranstalten, sagte Appl. So entschied sich die Kultur- und Heimatpflege des Bezirks, fortan neben dem regulären Kurs vom 28. Dezember bis 4. Januar nun auch einen Mini-Kurs vom 1. bis 4. Januar anzubieten.
„Der Instrumentenbau- und -spielkurs besitzt Kultcharakter. Er hat sich über die Jahre hin einen gewissen Sonderstatus in Bayern und weit darüber hinaus erarbeitet und gehalten“, sagte Bezirksheimatpfleger Dr. Appl abschließend. Und in Zukunft? „Solange Impulse von Waldmünchen ausgehen, solange hat der Kurs seinen Stellenwert!“, meinte er.
Erika Eichenseer, bereits 1974 Teilnehmerin und viele Jahre für das Kinderprogramm verantwortlich, ließ es sich nicht nehmen, einige Anekdoten zum Besten zu geben. „Ich möchte die Kurse nicht missen. Es war eine glückliche und kreative Zeit“, sagte sie.
Teilnehmer und Referenten des Kurses sowie die Stammtischmusi des Volkstumsvereins Waldmünchen umrahmten den Jubiläumsabend. Nach dem offiziellen Teil wurde noch lange getanzt, gesungen und Volksmusik gefeiert.