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EU-Projekt soll leerstehenden Kirchen und Klöstern neues Leben einhauchen

Bei einer vom Bezirk organisierten Studienfahrt waren Fachleute der sechs Partnerregionen drei Tage in der Oberpfalz unterwegs, um sakrale Gebäude zu besichtigen und Erfahrungen auszutauschen. 

Bezirkstagspräsident Franz Löffler (vorne Mitte) begrüßte die Teilnehmer der Partnerregionen beim Auftakt der Studienfahrt vor dem Kloster Frauenzell (Bild: Schreiner/Bezirk Oberpfalz)

Regensburg, 14. März 2025 - Seit 2024 ist die Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz Teil des EU-Projektes „Religiöses Erbe in ländlichen Gebieten“. Dabei geht es um die Suche nach sinnvollen Nutzungsmöglichkeiten von „sakralen Gebäuden“, die nicht mehr für kirchliche Zwecke gebraucht werden. Jetzt waren Fachleute aus ganz Europa in der Oberpfalz unterwegs, um gelungene Beispiele und Fälle mit Handlungsbedarf gleichermaßen zu erkunden.

"Das Thema ist aktueller und bedeutender, als sich das viele vorstellen können“, sagte Bezirkstagspräsident Franz Löffler beim Auftakt der dreitägigen Studienfahrt im Kloster Frauenzell (Landkreis Regensburg). Die Zahl der Gläubigen sinke, folglich werden kirchliche Bauten zu groß und nicht mehr in selben Maße wie ursprünglich benötigt. Da diese Gebäude kostbares Kulturgut sind, sollen sie mit einem zukunftsfähigen Nutzungskonzept erhalten werden, so Löffler.

Mit dem Projekt REliHE „Religious Heritage in Rural Areas“ sollen zum einen Potenziale des baulichen religiöses Erbes erkannt werden. Zum anderen will sich der Bezirk Oberpfalz im Austausch mit weiteren europäischen Regionen Ideen und Inspiration holen sowie ein Netzwerk mit Kontakten aufbauen. „Wir wollen Lösungen erreichen, um diese identitätsstiftenden Gebäude mit Nach- oder Mischnutzungen möglichst nah am Ursprungscharakter zu erhalten“, betonte Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl, der die Teilnehmer aus Italien, Spanien, Tschechien, Polen, Lettland und den Niederlanden zusammen mit Projektleiterin Verena Pfeffer begrüßte.

Angeregt durch das REliHE-Projekt wird sich ein Seminar der Fakultät für Architektur an der OTH mit der Konzeption einer nachhaltigen Neubelebung des ehemaligen Klosters Frauenzell befassen (Bild: Schreiner/Bezirk Oberpfalz)

Frauenzell: OTH-Seminar beschäftigt sich mit Neubelebung des ehemaligen Klosters

Die Herausforderung in Frauenzellbesteht in den komplexen Eigentumsverhältnissen der verschiedenen Gebäude, die sich in privater, staatlicher, kommunaler und kirchlicher Hand befinden. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist die Gemeinde mit Bürgermeisterin Irmgard Sauerer bemüht, Konzepte für eine zukunftsfähige Nutzung zu entwickeln. Dabei wird sie von der Agentur Bauwärts unterstützt, die mit vielfältigen Impulsprogrammen Möglichkeiten einer öffentlichen Nutzung eruiert und mit der Bevölkerung das Kloster als Dritten Ort etablieren möchte. Angeregt durch das REliHE-Projekt wird sich im Sommersemester ein Seminar der Fakultät für Architektur an der OTH mit der Konzeption einer nachhaltigen Neubelebung des ehemaligen Klosters befassen.

Die „neue“ Kirche in Maxhütte-Haidhof im Landkreis Schwandorf aus ist mit ihren 800 Sitzplätzen zu groß und extrem energieaufwendig im Unterhalt (Bild: Schreiner/Bezirk Oberpfalz).

Maxhütte-Haidhof: Nachnutzungskonzepte für die Nachkriegskirche vorgestellt

Maxhütte-Haidhof verfügt über zwei katholische Kirchen. Die Friedhofskirche St. Barbara, erbaut 1923, wäre angesichts ihrer Größe für die schrumpfende Kirchengemeinde gut geeignet, ist allerdings sehr sanierungsbedürftig und deshalb momentan geschlossen. Die „neue“ Kirche aus den sechziger Jahren ist mit ihren 800 Sitzplätzen zu groß und extrem energieaufwendig im Unterhalt. Prof. Anne Beer von der Fakultät Architektur der OTH entwickelte mit Studierenden mögliche Nachnutzungskonzepte für die Nachkriegskirche und stellte der internationalen Delegation eine Auswahl dieser Entwürfe vor. Die Verknüpfung mit einem akademischen Denkprozess ermöglicht eine kreative Herangehensweise an komplexe Fragestellungen, die auch auf kommunaler Ebene als Ideenpool funktionieren kann.

Prof. Anne Beer von der OTH (2. von links) entwickelte mit Studierenden mögliche Nachnutzungskonzepte für die Nachkriegskirche und stellte der Delegation eine Auswahl dieser Entwürfe vor Bild: Schreiner/Bezirk Oberpfalz).

Trabitz: Gemeinde und Jugendhilfeträger nutzen Pauluskirche gemeinsam

 Die evangelische Pauluskirche in Trabitz litt unter sinkenden Gottesdienstbesucherzahlen. Eine innovative Lösung stellt hier der Einzug eines Jugendhilfeträgers, der Learning Campus gGmbH, als Mieterin und Nutzerin dar. Besonderheit ist, dass die Kirche nicht entwidmet, sondern weiterhin von der Kirchengemeinde auch für Gottesdienste, Taufen oder Hochzeiten genutzt wird. Hier ist es erfolgreich gelungen, die Kirche neu zu beleben und auf mehreren Ebenen wieder zu einem Ort der Gemeinschaft zu machen. Bemerkenswert ist zudem, dass die neue Mischnutzung der Kirche von den Bürgern in Trabitz sehr gut angenommen wird.

Waldsassen: Kloster als gelungenes Beispiel für Sanierung und Mischnutzung

 Das Kloster Waldsassen ist Best-Practice-Beispiel für eine gelungene Sanierung und Mischnutzung. Die Klostergemeinschaft ist Betreiberin des Gästehauses St. Joseph. Außerdem befinden sich die Mädchenrealschule in den Klostergebäuden sowie im unlängst sanierten Mühlenviertel eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung, Senioren und junge Familien. Das Kultur- und Begegnungszentrum, organisiert als Stiftung, bietet ein Kursprogramm in den Bereichen Religion, Musik und Kultur an. Zudem übernimmt es als staatlich anerkannte Umweltstation Aspekte der Umweltbildung. Auf dessen Areal ist die Sanierung des ehemaligen Gartenschulhauses der Äbte geplant, die Bibliothek wird ebenfalls umfassend saniert und barrierefrei zugänglich gemacht.

Plankstetten: Best-Practice-Beispiel für die Weiter- und Mischnutzung eines Klosters

Die Benediktinerabtei Plankstetten ist mit ihrer Nutzung als Bildungsort mit Gästehaus und Tagungsräumen, Kindergarten und Klosterbibliothek sowie als ökologischer Landwirtschaftsbetrieb ein Best-Practice-Beispiel für die Weiter- und Mischnutzung eines bestehenden Klosters. Umfassende Sanierungen und ein nachhaltiges Konzept unter dem Aspekt der Energie- und Ressourceneinsparung sorgten auch überregional für großes mediales Interesse.