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Büro für Leichte Sprache „sag’s einfach“ feiert Zehnjähriges: Bezirkstagspräsident gratuliert zum Jubiläum
Regensburg, 11. Dezember 2024 - „Gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen soll für jeden Menschen möglich sein. Daran arbeiten wir bei der Katholischen Jugendfürsorge an unterschiedlichen Stellen. Eine davon ist das Büro für Leichte Sprache „sag´s einfach!“. Herzlichen Glückwunsch an Büroleiter Sebastian Müller und sein Team für ihre wertvolle und erfolgreiche Arbeit“, so Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. (KJF).
KJF-Abteilungsleiter Bertin Abbenhues stellt bei der Jubiläumsfeier mit zahlreichen Gästen die wichtigen Aufgaben des Büros heraus: 384 Aufträge in 10 Jahren – das ist eine beachtliche Zahl. Unter anderem gehören folgende Aufgaben dazu: Texte und Webseiten in Leichte Sprache und Einfache Sprache übersetzen, Schulungen und Vorträge zur Leichten und Einfachen Sprache, Dokumente digital barrierefrei erstellen, Inklusionsprojekte beraten und unterstützen, schulen, wie man mit Menschen mit Behinderung umgeht.“
Bezirkstagspräsident Franz Löffler gratuliert zum Jubiläum und weist auf die neueste Übersetzung des Büros hin: „Mit ‚Sag's einfach! Das Wörterbuch zur Eingliederungs-Hilfe in Leichter Sprache‘ als Beitrag zum 10-jährigen Jubiläum des Büros für Leichte Sprache wollen wir die seit Jahrzehnten bestehende vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Katholischen Jugendfürsorge würdigen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass damit soziale Teilhabe noch mehr Realität wird. Als Bezirkstagspräsident gratuliere ich sehr herzlich!“ Holger Kiesel, Behindertenbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung schließt sich in seinen Grußworten an die Glückwünsche an: „Sag´s einfach feiert 10. Geburtstag. Das bedeutet für mich: zehn Jahre Leidenschaft und Einsatz für Leichte Sprache. Damit meine ich: Ihr setzt euch alle sehr stark für die Leichte Sprache ein. Und so verstehen mehr Menschen mehr Informationen. Das finde ich sehr wichtig. Macht so weiter. Vielen Dank für euren Einsatz." Für den Landkreis Regensburg hat das Büro für Leichte Sprache schon viele Aufträge ausgeführt. Landrätin Tanja Schweiger lobt die Leistung des Büros und der Prüfgruppen: „Sie haben ausgezeichnete Arbeit abgeliefert und ich möchte meine große Anerkennung aussprechen. Wir sind sehr zufrieden! Überdies leisten wir so gemeinsam einen Beitrag, die breite Öffentlichkeit für die Bedeutung der Leichten Sprache zu sensibilisieren. Gerade in der Verwaltung ist diese sehr wichtig, damit alle gut verstehen, worum es bei Ihren Anliegen geht und wie diese bearbeitet werden.
Was ist in den letzten 10 Jahren passiert?
Die Idee, mehr Inklusion in Regensburg zu etablieren, kam aus dem Projekt „Regensburg inklusiv“. So gibt es seit dem Jahr 2014 das Büro für Leichte Sprache „sag’s einfach!“. Das Büro leitet Sebastian Müller. Gestartet ist er mit einem zweiköpfigen Team. Mittlerweile sind es sechs Menschen: Sebastian Müller, Angelika Frey, Matthias Schießl, Katharina Gebel, Mario Franz und Laura Meier. Seit dem Gründungsjahr haben sie 384 Aufträge bearbeitet. Bis zum Jahr 2018 hat Aktion Mensch das Büro unterstützt. Im Juli 2018 hat „sag‘s einfach!“ eine Broschüre über den Dom in Regensburg zusammen mit dem Bistum Regensburg geschrieben und herausgegeben. Seit September 2018 arbeitet „sag‘s einfach!“ mit dem Haus der Bayerischen Geschichte zusammen. Für verschiedene Ausstellungen hat das engagierte Team Texte in Leichte Sprache übersetzt. Seit Oktober 2023 ist Sebastian Müller Lehrbeauftragter an der OTH Regensburg für ein Seminar zum Thema „Leichte Sprache und kulturelle Teilhabe.“
Corona – entscheidender Richtungswechsel
Die Corona-Pandemie war für das Büro „sag’s einfach!“ ein entscheidender Richtungswechsel. Es gab so viel Arbeit wie noch nie. Durch die Zusammenarbeit mit Holger Kiesel professionalisierte das Team die Arbeit und setzte zudem die digitale Barrierefreiheit stärker um. Besondere Highlights waren Projekte, bei denen Menschen mit Lernschwierigkeiten selbst bei der Auswahl der Informationen in Leichter Sprache mitbestimmen konnten. Zum Beispiel ist das bei der Broschüre „Erfindungen aus Franken und der Oberpfalz“ sehr gut gelungen und ganz aktuell beim sag’s einfach! Wörterbuch zur Eingliederungshilfe.
Jubiläumsbroschüre „sag’s einfach! Wörterbuch zur Eingliederungshilfe“
Die Idee für das sag’s einfach! Wörterbuch zur Eingliederungshilfe entstand durch eine Schulung, die Sebastian Müller im Mai 2024 für den Bayerischen Bezirketag gehalten hat. Dort wurde deutlich, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten die von Bezirken – zum Beispiel in Bescheiden – verwendeten Begriffe oft nicht verstehen. Gleichzeitig konnten die Mitarbeitenden der Bezirke diese Begriffe auch nicht leicht verständlich erklären. Deshalb hat „sag’s einfach!“ mit dem Bezirk Oberpfalz, der Geschäftsstelle des Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung der Bayerischen Staatsregierung und dem Bayerischen Bezirketag beide Aspekte zusammengebracht und ein Wörterbuch mit fast 120 Begriffen aus dem Themenbereich der Eingliederungshilfe geschrieben. Abgerundet wird dieses Wörterbuch durch 11 Tipps zur Kommunikation in leicht verständlicher Sprache, die in der behördlichen Kommunikation verwendet werden können.
Und wie soll es weitergehen?
Für Sebastian Müller und sein Team ist das klar: „Ich wünsche mir, dass sich Leichte Sprache auch in Krisenzeiten weiter behauptet. Ich bin mit meinem Team bereit, mich weiterhin mit voller Kraft dafür einzusetzen.“ Die KJF will die Leichte Sprache in ihren eigenen Einrichtungen weiter stärken. Zudem haben die letzten Jahre gezeigt, dass das Prüfen der Texte eine sinnvolle und wichtige Aufgabe für Menschen mit Lernschwierigkeiten ist. Diese Menschen verbessern dadurch auch ihre Allgemeinbildung und ihr Selbstbewusstsein. Deshalb haben sich die KJF Werkstätten dazu entschlossen, an jedem Standort eine Prüfgruppe aufzubauen. So erhalten auch motorisch stark eingeschränkte Menschen zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, damit es mehr verständliche Informationen gibt, die nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten weiterhelfen.
Mit Sorge betrachtet Sebastian Müller allerdings, dass immer mehr Entscheidungen „von oben herab“ getroffen werden, wenn es um Inklusion geht. Und zwar von Menschen, die Inklusion nur nach Paragraphen bewerten. „Meiner Meinung nach müssen sich für wirkliche Inklusion grundlegende Denkweisen auf der Entscheider-Ebene ändern und die Berührungspunkte zwischen Entscheider-Ebene und den betroffenen Menschen müssen deutlich mehr werden. So können wir zukünftig noch bessere Materialien in Leichter Sprache entwickeln“, meint Müller.
(Die Pressemitteilung wurde uns freundlicherweise vom Pressereferat der Katholischen Jugendfürsorge zur Verfügung gestellt)
Pressemitteilung in Leichter Sprache