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Nah beim Menschen: Der Bezirk Oberpfalz

Besuchergruppe der Regensburger Bezirks- und Stadträtin Bernadette Dechant informiert sich über die Aufgaben und Leistungen des Bezirks

REGENSBURG. „Ich freue mich, dass Sie mehr über das unbekannte Wesen Bezirk Oberpfalz erfahren wollen!“ mit diesen Worten begrüßte die im Herbst vergangenen Jahres neu gewählte Bezirksrätin  Bernadette Dechant die Regensburger Bürgerinnen und Bürger, die überwiegend haupt- und ehrenamtlich in der Stadt- und Landkreisverwaltung tätig sowie in kulturellen und sozialen Organisationen engagiert sind. Thomas Kammerl, zuständige Fachkraft in der Bezirkssozialverwaltung für soziale Teilhabe und Barrierefreiheit, stellte den Gästen in einem sehr verständlichen Fachvortrag die Dienstleistungen des Bezirks Oberpfalz vor. Besonders anregend war sein Wissen aus der Praxis sozialer Arbeit. Den Unterschied zwischen der Regierung der Oberpfalz als Behörde des Freistaats und dem Bezirk als neben den Gemeinden und Landkreisen dritte kommunale Gebietskörperschaft brachte er ganz klar auf den Punkt: „Mein Chef heißt Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Für die Beschäftigten der Regierung heißt er Ministerpräsident Markus Söder.

Kammerl gab Auskunft über die Aufgaben und Leistungen des Bezirks mit einem Finanzhaushalt von rund 800 Millionen Euro in diesem Jahr, wenn man die Dienstleistungen der medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz für die Gesundheit der Menschen mit einberechnet.  Rund 14.500 leistungsberechtigte Menschen sind auf die Sozialhilfeleistungen des Bezirks angewiesen. Die Leistungspalette des Bezirks für die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen reicht von der Frühförderung bis zu ambulanten und stationären Wohnformen im Alter. „Je früher die Hilfe einsetzt, umso besser können Beeinträchtigungen beseitigt oder zumindest abgeschwächt werden“, machte Kammerl mit dem Hinweis auf Leistungen der heilpädagogischen Frühförderung deutlich. Arbeit gibt Struktur, auch für Menschen mit Behinderung. Was hilft, wenn der Mensch seinen Arbeitsplatz aus Altersgründen aufgeben muss? Auch dafür finanziert der Bezirk ein Angebot, um nach dem Erwerbsleben den Menschen Halt und bestmögliche Lebensqualität im Alter zu ermöglichen. Der Fachreferent stellte auch die Kulturförderung des Bezirks, die bezirkseigenen Einrichtungen wie das Freilandmuseum Oberpfalz und die Arbeit der Fischereifachberatung für die Teichwirte und den Landschaftsschutz vor. Seit zwei Jahren kümmert sich eine Fachfrau auch um den Klimaschutz beim Bezirk Oberpfalz.

 

Professor Dr. med. Thomas Baghai, Direktor des Geschäftsbereichs Medizinische Leistungen, gab den Gästen spannende Einblicke in die verschiedenen Patientengruppen und Diagnosen, die in den psychiatrischen und neurologischen Einrichtungen der medbo im Mittelpunkt stehen: Von ADHS bei Kindern über Suchterkrankungen oder chronischen Schmerzen bei Erwachsenen bis hin zu Demenz oder Parkinson bei Älteren. An derzeit acht Standorten in der Oberpfalz werden stationäre und ambulante Patienten versorgt – zwei davon sollen in den nächsten Jahren besonders gestärkt werden: In Weiden entsteht derzeit eine neue Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, während in Parsberg die Bauarbeiten für ein eigenes Zentrum für Psychosomatik in vollem Gange sind. Darüber hinaus kommt die Medizin der medbo in Regensburg, Wöllershof, Amberg und Cham zu den Menschen in der Oberpfalz. Ganz neu sind außerdem zwei zusätzliche MVZ-Filialpraxen in Wörth a.d. Donau und Roding, die 2023 ihren Betrieb aufnahmen.

„Es sind unsere rund 4.000 Beschäftigten, die unsere Kliniken und Heime am Laufen halten“, betont Prof. Dr. Baghai. Umso entscheidender sei der Faktor Mitarbeiterzufriedenheit. „Wir möchten jeden unserer Kollegen als Individuum wahrnehmen und dementsprechend in den individuellen Herausforderungen und Zielen unterstützen.“ So arbeiten zum Beispiel rund 50 Prozent der Belegschaft in Teilzeit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird mit einem zertifizierten Maßnahmenpaket gelebt, das hauseigene Bildungsinstitut bietet Seminare und Weiterbildungen oder kreiert in Zusammenarbeit mit akkreditieren Hochschulen auch maßgeschneiderte Studiengänge, wie den B.Sc. Pflege Psychiatrie. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wieder: „Unsere Belegschaft ist in den letzten zehn Jahren um fast 40 Prozent gewachsen.“

Bezirksrätin Bernadette Dechant bezeichnete die Arbeit der medbo als Segen für die Menschen und betonte auch die die Notwendigkeit die ambulante Pflege weiter zu stärken, um sicherzustellen, dass ältere Menschen solange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden ihr gewohntes Leben führen können.

Ganz begeistert waren die Gäste von der Führung des medbo-Mitarbeiters Bruno Feldmann beim ausführlichen Besuch des kultur- und kirchengeschichtlichen Juwels St. Vitus und der 2016 neu gestalteten T4-Gedenkstätte. Der Ort ist benannt nach dem 1940 auf Anordnung Hitlers in der Berliner Tiergartenstraße 4 festgelegten Euthanasieprogramm für Menschen, die nach der NS-Ideologie als sog. „unnütze Esser“ umgebracht wurden. Die Gedenkstätte erinnert an das Schicksal der 642 psychisch kranken und behinderten Menschen, die 1940/41 aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert und dort ermordet wurden.
997 wurde das Benediktinerkloster Prüll gegründet. Die 1110 geweihte Hallenkirche St. Vitus war nach den Benediktinern von 1484 bis zur Säkularisierung 1803 in der Hand des Karthäuserordens. Zwölf Mönche lebten in kleinen Häuschen mit Garten weltabgewandt in ihren Zellen, um „eins zu werden mit Gott.“ 1852 wurde in den Gebäuden des Klosters die Königliche Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll eröffnet, die Vorgängerin des heutigen Kommunalunternehmens „Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz“.

Bezirksrätin Dechant (4.v.li.) mit ihrer Besuchergruppe auf dem Weg zur Krankenhauskirche St. Vitus (Bild Bonack/Bezirk Oberpfalz).