Kultur als "Lebensmittel" in Krisenzeiten
Bezirkstagspräsident Franz Löffler zeichnete das kammermusikalische Sperger-Trio, die Podcast-Macherin Eva Karl Faltermeier und die Tänzerin Julia Leidhold mit dem Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz aus
REGENSBURG. Es war ein ganz besonderer Festakt zur Verleihung des Kulturpreises des Bezirks Oberpfalz 2021 im Historischen Saal des Leeren Beutel in der Regensburger Altstadt. Einerseits geprägt durch alle Corona-Vorsichtsmaßnahmen im Saal, andererseits die spürbare Freude, Kultur als „Lebensmittel in Krisenzeiten“ feiern zu können, so Bezirkstagspräsident Franz Löffler. „Der Bezirk steht zur Oberpfälzer Kultur“, bekräftigte er. So habe der Kulturausschuss die Konzertförderung und die Festspiele weiter unterstützt, so dass die Macher sich intensiv auf neue Auftrittsmöglichkeiten vorbereiten können. Innovativ sei außerdem das neue Heimatmobil des Bezirks, das Kultur vor Ort zu den Menschen in die Oberpfalz bringe und auch zum Mitmachen auffordere. „Kultur ist auch ein Standortfaktor“, sagte der Präsident des Bezirks Oberpfalz und der jährlich vergebene Kulturpreis des Bezirks wirke auch in die Region.
Ausgezeichnet wurde das kammermusikalisch konzertante Sperger-Trio, die Podcast-Macherin Eva Karl Faltermeier und die Tänzerin Julia Leidhold. Diese bekam den Kulturpreis 2020 für Kategorie Tanz nachträglich überreicht, da die Preisverleihung letztes Jahr pandemiebedingt nicht stattfinden konnte.
Das Sperger-Trio ist einem breiteren Publikum vor allem durch die zahlreichen Auftritte im gesamten bayerischen Raum, viele davon in der Oberpfalz, bekannt. Es wurde 2012 von drei Regensburger Berufsmusikern gegründet - im 200. Todesjahr des aus dem südmährisch-niederösterreichischen Grenzgebiet stammenden Kontrabassvirtuosen und -pioniers Johannes Matthias Sperger (1750-1812). Verena Kronseder hatte Viola da Gamba und Blockflöte, Johanna Weighart Violine und Frank Wittich Kontrabaß studiert. „Das Trio widmet sich der höfischen Kammermusik des 18. Jahrhunderts und besticht außerdem mit seiner ausgesprochenen Vorliebe für die tieferen Töne", stellte Löffler heraus. So lassen die Musiker solche Instrumente wie den Wiener Kontrabass, die Viola da Gamba, die Viola d‘ Amore und speziell das längst in Vergessenheit geratene Baryton erklingen. "Das Repertoire, welches das Sperger-Trio auf hohem musikalischem Niveau pflegt, geht über die Werke der Barockzeit bis zur Moderne hinaus", so der Laudator.
In ihrem Dank an den Bezirk freute sich Johanna Weighart auch über das Preisgeld in Höhe von 3.500 Euro, das für die Produktion der zweiten CD verwendet werden soll.
Eine getanzte Geschichte über Liebe, Familie und Freundschaft zeigte Julia Leidhold den Festakt-Besuchern als Einführung zu ihrer Preisverleihung. Bereits im Sommer vergangenen Jahres war ihr der Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz in der Kategorie „Tanz“ zugesprochen worden. Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl nannte in seiner Laudatio "die große Emotionalität, gepaart mit exzellenter Technik", die ihre Choreographien auszeichnet.
Leidhold lebt und tanzt seit 2004 in der Oberpfalz und bereichert damit die regionale Tanzszene. Bevor sie als Tänzerin ins Ballettensemble des Theaters Regensburg kam, hatte sie in Dresden Bühnentanz studiert und war anschließend drei Jahre als Solotänzerin am Staatstheater Cottbus tätig gewesen.
„Ihr kreatives Schaffen ist sicher von allein schon preiswürdig, doch die Tänzerin ist darüber hinaus auch als Tanzpädagogin außerordentlich aktiv", stellte Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl in seiner Laudatio fest. Leidhold arbeitet neben ihren zahlreichen Tanzprojekten als Lehrerin und organisiert an Grund- und Mittelschulen Tanzprojekte mit Kindern und Jugendlichen. Damit gibt sie ihr Wissen und ihre Begeisterung an die nächste Generation weiter.
„Tanz ist ihrer Auffassung nach die Umsetzung von Inspiration in Bewegung“, so Appl . In ihren Solotanzperformances erzähle sie kreative, kleine Geschichten, schlüpfe in selbstentworfene Charaktere und schaffe damit eine Erzählstimmung.
Kulturarbeit nicht nur mit dem Ohr auf der Höhe der Zeit bewies der Bezirk mit der Ausschreibung der Sparte Podcast, der Preis ging an die Autorin und Kabarettistin Eva Karl Faltermeier. Richard Gaßner, Bezirksrat und Kulturreferent des Bezirks Oberpfalz, betonte in seiner Laudatio die besondere Gabe der Preisträgerin in den ausgiebigen Gesprächen schnell das Besondere und die Eigenheiten ihrer Podcast-Gäste herauszuarbeiten. Die Liste ihrer Interview-Gsäte ist vielseitig und bunt: der Oberpfalz-Rapper, der Kiosk-Betreiber, die Modemacherin oder der Sterne-Koch. Sie beleuchtet so die regionale Kultur- und Kunstszene und vor allem die Personen, die dahinterstecken. Der Hörer erlebt so anhand von Geschichten und Anekdoten ein Porträt der Oberpfalz und ganz Bayerns. Das sei „pure Unterhaltung – ungeschnitten, tiefgründig, witzig und ehrlich“, so Gaßner. Mit ihrem Podcast ist Eva Karl Faltermeier, die diese Woche mit dem Bayerischen Kabarettpreis in der Kategorie Senkrechtstarter-Preis ausgezeichnet wurde, eine wichtige Botschafterin für die Region. Da sie selbst aus Termingründen nicht teilnehmen konnte, wurde der Preis an ihren Vater, den langjährigen Kommunalpolitiker Joseph Karl, übergeben.
Bezirksrat und Kulturreferent Richard Gaßner bedankte sich bei den Preisträgern und Gästen und wünschte allen Kulturmachern die Energie, weiter aktiv zu bleiben.
