Verlegung einer Stolperschwelle
Erinnerung an NS-Verbrechen in der Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll
REGENSBURG. Im November 2020 jährt sich die erste von insgesamt vier Deportationen von Patienten der Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll nach Hartheim im Rahmen der T4-Krankenmordaktion zum 80. Mal. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde den Patienten der Anstalt benötigte Pflege, Hilfe und Schutz verwehrt, sie wurden zwangssterilisiert, ermordet oder dem Hungertod tatenlos überlassen. Um den unschuldigen Opfer zu gedenken, hat der Künstler Gunter Demnig eine Stolperschwelle bei der Gedenkstätte vor der St. Vitus Kirche verlegt.
Bezirkstagspräsident Franz Löffler ordnete den neuen Gedenkort ein: „Die Stolperschwelle ist die Verbindung zu den Stolpersteinen in der Stadt, die an die ermordeten Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll erinnern. Werden in der Stadt die Einzelschicksale beleuchtet, werden sie hier zu dieser unfassbaren Gesamtzahl zusammengefügt, die die Systematik verdeutlicht, die hinter jedem einzelnen Opfer steckt: Das war ein durch nichts zu rechtfertigendes Unrecht.“
In der NS-Zeit wurden in der Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll rund 620 Patienten zwangssterilisiert, in den Jahren 1940 und 1941 wurden 654 Patienten entweder direkt nach Hartheim oder über die Anstalt Eglfing nach Hartheim in den Tod geschickt. Nach deutlichen Protest von Angehörigen und der Kirche wurde die T4 Aktion (benannt nach der Zentrale in der Berliner Tiergartenstraße 4) gestoppt. Weitere viele hundert Menschen starben in den folgenden Jahren in Karthaus-Prüll an bewusst herbeigeführter Mangelversorgung.
Bezirkstagspräsident Löffler mahnte ein aktives Gedenken, das „Das Nicht-Vergessen unser tägliches Leben, unseren Umgang mit Mitmenschen und hier speziell unser tägliches Arbeiten bestimmen muss“.