Schlechter Schlummer
Bei krankhaften Störungen der Nachtruhe hilft die Schlafmedizin
Schlafwandeln, Schnarchen oder chronische Schlaflosigkeit: Somnologe Dr. Peter Geisler verhilft Betroffenen seit über 30 Jahren zu gesunder Nachtruhe. Nun beleuchtete der Focus erstmals die Schlafmedizin und kürte den Arzt zu einem der Top Mediziner 2019 in Deutschland. Zur Riege der deutschen Schlafexperten gehört auch seine Kollegin und Psychologin Dr. Tatjana Crönlein.
Schlechter Schlaf beeinträchtigt Konzentration und Leistungsfähigkeit. Er kann Depressionen und Bluthochdruck verursachen, Schmerzen verstärken und sogar zu Halluzinationen führen. Es verwundert daher nicht, dass sich viele Menschen mit ihrem Schlaf auseinandersetzen. Nicht wenige sind unzufrieden mit Dauer oder Qualität ihrer Nachtruhe.
„Den meisten Schlafproblemen liegen falsche Gewohnheiten zugrunde“, sagt Dr. Peter Geisler, Leiter des Zentrums für Schlafmedizin am medbo Bezirksklinikum in Regensburg. Der Fernseher im Schlafzimmer und das Handy auf dem Nachttisch halten vom Schlummer ab. Spätes Essen, ständige Erreichbarkeit und Dauerstress tun ihr Übriges.
„Zuerst müssen Betroffene an ihrer Schlafhygiene ansetzen“, so Geisler, den die Zeitschrift Focus zu den 39 Top Medizinern 2019 im Bereich Schlafmedizin zählt. Erst dann tritt die Schlafmedizin auf den Plan. „Entgegen der weitläufigen Meinung in den Medien beschäftigen sich Somnologen nicht mit der Optimierung von eigentlich ausreichendem Schlaf, sondern mit handfesten Störungen“, erklärt Geisler.
Schlafprobleme: Ab wann zum Arzt?
Schlafstörungen bessern sich nicht allein durch Verhaltensänderungen, sondern bedürfen einer ärztlichen Behandlung. Sie bestehen über Monate und schränken Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit deutlich ein. „Betroffene verspüren einen erheblichen Leidensdruck“, so Dr. Peter Geisler. Halten Schlafprobleme an, sollte der Gang zum Hausarzt folgen. Er prüft, ob weiterführende Diagnostik in einem schlafmedizinischen Zentrum ratsam ist.
Schlafmediziner erfragen zunächst Dauer und Häufigkeit der Beschwerden, mögliche Auslöser und Lebensumstände. Die Patienten bekommen Fragebögen und sollen ein Schlaftagebuch führen. Liefern diese Untersuchungen keine Erkenntnis, verbringen Betroffene mehrere Nächte im Schlaflabor.
„Dort zeichnen wir mit Hilfe der Polysomnographie die Körperfunktionen im Schlaf auf, etwa Hirnströme, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Bewegungen von Augen und Muskulatur“, sagt Dr. Geisler. „Die so ermittelten Daten ermöglichen uns eine genaue Diagnose und die dazu passende Behandlung.“
Welche Störungen behandeln Schlafmediziner?
Zu den Behandlungsschwerpunkten von Dr. Peter Geisler gehören Hypersomnien, also Erkrankungen mit erhöhter Tageschläfrigkeit wie die Narkolepsie, Bewegungsstörungen im Schlaf, etwa das Restless-Legs-Syndrom, und Parasomnien wie Schlafwandeln oder Zähneknirschen. „Die Abklärung von Insomnien, also von Ein- und Durchschlafstörungen, ist ein weiterer Teil unserer Tätigkeiten“, erklärt der Somnologe.
Sein Team beschäftigt sich außerdem mit schlafbezogenen Atemstörungen wie Schnarchen oder Schlafapnoe. Hier verschließt die Schlundmuskulatur die Luftwege, was zu Atemaussetzern und in Folge zu kurzen, oft unbemerkten Aufwachreaktionen führt. „Durch die unterbrochenen Tiefschlafphasen sind die Patienten am Tag müde und kaum leistungsfähig“, so Geisler.
Schlafstörungen haben nicht nur körperliche Ursachen
Geislers Expertise als Psychiater ist für seine schlafmedizinische Tätigkeit sehr wertvoll. Denn auch psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder eine Demenz können Schlafstörungen zur Folge haben. Wer schlecht schläft, leidet aber nicht zwangsweise an einer Krankheit.
„Ein häufiger Fehler von Menschen mit Schlafproblemen ist, dass sie versuchen, mehr Schlaf durch eine längere Ruhezeit zu erzwingen“, erklärt Geisler. Das führe aber eher zu einer Verschlechterung, weil sie dadurch nur länger wach im Bett liegen.
„Ein Großteil der Schlaflosen müsste einfach wieder auf gute Begleitumstände achten“, sagt Geisler. Dazu gehört, elektronische Geräte aus dem Schlafzimmer zu verbannen, Schlafräume zu lüften und entsprechend abzudunkeln. „Kleine Rituale zum Runterkommen können beim Einschlafen helfen“, so der Schlafexperte. „Sie signalisieren dem Körper, dass nun Zeit zur Ruhe ist.“