Oberpfalz und Pilsen - Grenzüberschreitende Partnerregion mit Vorbildcharakter für ganz Europa
Die Region präsentiert sich in Brüssel
Brüssel. Es bedurfte nur drei Schläge von Pilsens Bezirkshauptmann Josef Bernard und die tatkräftige Unterstützung von Regierungspräsident Axel Bartelt, Bezirkstagspräsident Franz Löffler sowie von Norbert Neugirg, seines Zeichens Oberpfälzer Zoiglbier-Botschafter und Chefdenker der Altneihauser Feierwehrkapell’n - und das wohl süffigste Kulturerbe der Oberpfalz, das Zoigl, sprudelte prickelnd wie in Strömen aus dem weitgereisten Holzfass. Es servierte den rund 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung nicht nur einen schmackhaften, sondern auch einen erfrischenden Gruß aus der Oberpfalz. Ebenso sprudelte Pilsener Urquell, es gab zahlreiche original bayerisch-böhmischen Spezialitäten, darunter süßer Senf und Bratwürste aus der Oberpfalz sowie Kolatschen aus Böhmen und als Begleitung Musik der Wadlbeißer, verstärkt um einen Dudelsackspieler aus Pilsen.
Einen Abend lang stand die Vertretung des Freistaats Bayern bei der Europäischen Union in Brüssel ganz im Zeichen einer besonderen Partnerschaft: der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen der Oberpfalz und Pilsen. Unter dem Titel „Zwei starke Partner im Herzen Europas“ präsentierten sich die einst über Jahrzehnte getrennten Regionen gemeinsam auf der großen, europäischen Bühne einem breiten, internationalen Publikum. Exakt 30 Jahre nach Fall des „Eisernen Vorhangs“ (1989) sowie 15 Jahre nach der Erweiterung der Europäischen Union nach Osten (2004) – und damit punktgenau zu Jubiläen zweier wegbereitender Meilensteine. Bei schönstem Wetter strebten die Gäste in die Bayerische Vertretung in Brüssel, um sich über Besonderheiten und Stärken der Regionen zu informieren. Dazu gehörte beispielsweise der Roding Roadster, ein Sportwagen aus Carbon sowie ein tschechisches Rennrad mit einem Gewicht von nur 6,35 Kilogramm, ebenfalls aus Carbon, das in einem speziellen Verfahren gewickelt und damit hoch stabil wird sowie ein ebenso innovatives Bike der Oberpfälzer Firma Cube aus Waldershof.
Die offene Grenze zu den tschechischen Nachbarn bildete die politische Voraussetzung für eine außerordentliche Aufwärtsentwicklung, insbesondere in der Oberpfalz und Pilsen, die von der politisch bedingten Randlage in das Herz Europas rückten und heute nicht nur für Traditionen und kulturellen Reichtum, sondern gerade auch für Innovationen und wirtschaftliche Leistungskraft stehen. „Was Bayern und Tschechen in den vergangenen zehn Jahren erreicht haben und heute täglich erreichen, macht Mut und ist Antrieb, sich dafür stark zu machen und sich für Begegnungen auf Augenhöhe und für internationale Zusammenarbeit zu engagieren“, betonte Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten in seiner Begrüßung. „Wenn Regionen wie die Oberpfalz und Pilsen sich vernetzen und einen gemeinsamen Zukunftsraum schaffen, dann ist grenzüberschreitende Zusammenarbeit keine Sache von Eliten, sondern von allen Menschen auf beiden Seiten.“
Regierungspräsident Axel Bartelt, der Oberpfälzer Bezirkstagspräsidenten Franz Löffler und Pilsens Bezirkshauptmann Josef Bernard präsentierten die Partnerregionen. Die Moderation des Abends übernahmen Dr. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und Karla Stankovà vom IHK-Regionalbüro Pilsen.
Dass die Oberpfalz heute ein florierender, starker Wirtschaftsstandort ist - im vergangen Jahr mit einer Arbeitslosenquote von 2,6 Prozent erneut der Bezirk Bayerns mit der im Jahresdurchschnitt besten Arbeitsmarktbilanz (Freistaat Bayern: 2,9 Prozent; Bundesrepublik Deutschland: 5,2 Prozent) – hätten vor einigen Jahren Viele noch für unvorstellbar gehalten.
Dazu beigetragen hat eine Unternehmerlandschaft, die durch viele Mittelständler geprägt ist und auch viele Global Player hervorgebracht hat. „Ein entscheidendes Instrument ist sicherlich auch die bayerische Struktur- und Regionalpolitik mit der gezielten Wirtschaftsförderung der Bayerischen Staatsregierung“, so Bartelt. In der Oberpfalz ergänzen sich die Förderung von Spitzentechnologie und Digitalisierung sowie der Ausbau der Forschungsinfrastruktur optimal - eine ähnlich positive Entwicklung, wie sie die Region Pilsen in Tschechien verzeichnet. Gemeinsam erarbeiten die Regionen allein im industriellen Sektor eine Wirtschaftsleistung von mehr als 55 Milliarden Euro. Eine gemeinsame Wirtschaftskraft, die sogar die kleinerer EU-Mitgliedsländer übertrifft. „Wir sind nicht mehr am Rande, sondern mittendrin“, so Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Auf beiden Seiten der Grenze sei es gelungen, den Menschen die jeweils benachbarte Region näherzubringen. „Trotz verschiedener Sprachen, trotz getrennter Geschichte und trotz unterschiedlichem Rechts- und Wirtschaftssystem haben sich die Oberpfalz und Pilsen zu einem höchst erfolgreichen, gemeinsamen Raum mit vielfältig verflochtenen Beziehungen entwickelt. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, den Blick über die Grenze zu werfen, die Neugierde auf und die Freude am Nachbarn zu erhalten und sich auf Augenhöhe zu begegnen.“
Im Mittelpunkt des Abends stand eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, die sich nicht nur mit den Stärken und Besonderheiten der einzelnen Regionen beschäftigte, sondern auch die Herausforderungen für die Zukunft des gemeinsamen Wirtschafts- und Lebensraumes beleuchtete.
Im Fokus stand hierbei zum einen das Themenfeld Innovation und Wirtschaft mit den Gesprächspartnern Dr. Milan Edl von der Westböhmischen Universität Pilsen für Internationalisierung, Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerksammer Niederbayern-Oberpfalz, und Thomas Hanauer, Vizepräsident der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim. Das Themenfeld Tourismus und Kultur in der Partnerregion, insbesondere das grenzüberschreitende Wanderwegnetz Goldsteig, erörterten Alena Svobodovà, die Leiterin des Referats Kultur, Denkmalschutz und Tourismus des Bezirks Pilsen und Dr. Michael Braun, Vorstand des Tourismusverbands Ostbayern e.V. Den Abschluss bildete das Thema Grenzüberschreitendes Rettungswesen mit dem neu entwickelten Alarmierungssystem Babylon 2, bei dem sich Manfred Mauerer vom Bayerischen Roten Kreuz und Josef Trefil vom Rettungsdienst Pilsen den Fragen der Moderatoren zum Projekt, dessen Organisation und dessen Herausforderungen stellten.
„Wenn die Chemie stimmt, kann man unheimlich viel erreichen. Und zwischen der Oberpfalz und Pilsen stimmt die Chemie“, resümierte Regierungspräsident Bartelt und dankte gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Franz Löffler allen Teilnehmern und Gästen für die angenehme Atmosphäre – insbesondere Norbert Neugirg, dem Kommandanten der weltbesten Feuerwehr, der mit einer kurzen kabarettistischen Einlage das Verhältnis der Oberpfalz und Pilsen - zueinander aber auch gemeinsam in Europa – humorvoll und hintersinnig auf die Bühne brachte.
(Pressemitteilung der Regierung der Oberpfalz)