Krisendienst für die Oberpfalz
Sozial- und Teilhabeausschuss des Bezirkstags der Oberpfalz tagte im Heilpädagogischen Zentrum Irchenrieth
IRCHENRIETH/REGENSBURG. Der psychiatrische Krisendienst in der Oberpfalz nimmt Gestalt an: Die Leitstelle soll noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen. Diesem Vorhaben stimmten jüngst die Mitglieder des Sozial- und Teilhabeausschusses des Bezirkstags der Oberpfalz in der Sitzung im Heilpädagogischen Zentrum der Lebenshilfe in Irchenrieth (Kreis Neustadt a. d. WN) einstimmig zu.
Der Krisendienst steht Menschen in akuten psychischen Notlagen bei. Dazu werden eine Leitstelle als zentrale Anlaufstelle in Schwandorf sowie sogenannte aufsuchende mobile Krisenteams eingerichtet. Die Leitstelle fungiert als telefonischer Erstkontakt und übernimmt eine erste Beratung. Reicht dieser Erstkontakt nicht aus, so kommt die „aufsuchende Hilfe“ zum Tragen: Ein Team versucht vor Ort, die krisenhafte Situation zu deeskalieren. „Die Menschen in psychischen Ausnahmesituationen erhalten beim Krisendienst passgenaue Antworten von professionellen Mitarbeitern“, erläuterte Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Wichtig ist den Bezirksräten, keine Parallelstrukturen zu bereits bestehenden Angeboten zu schaffen. Daher werden bisher schon in diesem Bereich tätige Organisationen einen Trägerverbund in Form einer GmbH bilden. Auch die Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz werden eng mit dem Krisendienst kooperieren. Der Bezirk Oberpfalz fördert Ausbau und Betrieb des Krisendiensts, indem er die vom Freistaat Bayern finanzierte Leitstelle vorfinanziert und die Personal- und Sachausgaben der Träger-GmbH, insbesondere für die mobilen Krisenteams, übernimmt.
Neben dem Krisendienst befassten sich die Bezirksräte mit zahlreichen Planungen und Maßnahmen von Sozialeinrichtungen aus der gesamten Oberpfalz:
So befürworteten die Bezirksräte drei Vorhaben des Heilpädagogischen Zentrums der Lebenshilfe für Behinderte (HPZ) in Irchenrieth, die einem ständig steigenden Wohnbedarf Rechnung tragen – die Plätze sind stark überbelegt – und die gleichzeitig der Dezentralisierung der Einrichtung dienen: In Neustadt a. d. Waldnaab werden 24 Wohnplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen, in Weiden entstehen ebenfalls 24 Wohnplätze für behinderte Menschen in einer gemeinschaftlichen Wohnform und in Irchenrieth soll das zentrale Wohngebäude „Stockwerke“ umgebaut werden, um den Anforderungen moderner Wohnqualität zu entsprechen. Auch der Kapazitätserweiterung des HPZ-Pflegeheims von 67 auf 71 Plätze stimmten die Bezirksräte zu.
Weitere 24 Wohnplätze für behinderte Menschen in einer gemeinschaftlichen Wohnform kann die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg im Landkreis Tirschenreuth schaffen. Das neue Wohnangebot soll sowohl für Menschen mit schweren und mehrfachen Beeinträchtigungen aus der Förderstätte als auch für Menschen aus der Werkstatt zur Verfügung stehen und in Mitterteich, Tirschenreuth, Waldsassen oder Wiesau entstehen. Die Bezirksräte stellten für dieses Projekt einen Investitionskostenzuschuss in Aussicht. Darüber hinaus trägt der Bezirk Oberpfalz die Folgekosten der zusätzlichen Plätze.
Keine Einwände hatten die Bezirksräte gegen die Errichtung eines Neubaus der retex Werkstatt GmbH in Regensburg. Retex plant, in unmittelbarer Nähe zur Haupt-Werkstatt in Burgweinting ein neues Werkstatt-Gebäude mit 80 Plätzen für psychisch kranke Menschen zu errichten, das die Räume im Gewerbepark ersetzt. Auch hierfür stellten die Bezirksräte einen Investitionskostenzuschuss des Bezirks Oberpfalz in Aussicht.
Befürwortet wurde auch die Errichtung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für psychisch kranke Menschen mit acht Plätzen in Weiden i. d. OPf. durch die Sozialteam–Soziotherapeutische Einrichtungen für Nordbayern gGmbH. Damit wird stationäres Wohnen vermieden. Der Versorgungsschlüssel in der Region Weiden/Neustadt/Tirschenreuth verbessert sich mit dem neuen Angebot deutlich, da es dort bisher nur sechs WG-Plätze gibt.
Der Bayerischen Gesellschaft für psychische Gesundheit und dem Diakonischen Werk Regensburg gewährten die Bezirksräte für die Erstausstattung der bereits genehmigten Wohngemeinschaften für psychisch kranke Menschen mit je vier Plätzen in Regensburg ein Zuschuss in Höhe von jeweils 3.680 Euro.
Auch das Blindeninstitut Regensburg erhält einen finanziellen Zuschuss: Für das neue Wohnheim für erwachsene Menschen mit Sehschädigung und weiteren Behinderungen stellen die Bezirksräte 714.800 Euro und für die neue Förderstätte 858.900 Euro zur Verfügung.
Weitergeführt wird das Projekt „Begleiteter Übergang Werkstatt – allgemeiner Arbeitsmarkt (BÜWA)“, mit dem Ziel, Beschäftigte einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung dauerhaft in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis auf dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln.
Ab dem nächsten Jahr erhöht sich zudem der Zuschuss für die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe Regensburg (KISS) um 2.000 Euro auf dann 10.000 Euro. Mit über 84.000 Euro beteiligt sich der Bezirk Oberpfalz außerdem an landesweiten Diensten, Maßnahmen und Einrichtungen, die von allen sieben bayerischen Bezirken gefördert werden, wie beispielsweise die Bayerische Hörbücherei oder der Fachdienst Integration taubblinder Menschen.
Der Sozial- und Teilhabeausschuss des Bezirkstags der Oberpfalz tagte im HPZ Irchenrieth bei einem „hervorragenden Partner des Bezirks Oberpfalz und der Menschen mit Behinderung“ – wie Bezirkstagspräsident Franz Löffler zu Beginn der Sitzung erläuterte. „Hier wird seit vielen Jahren Inklusion auf höchstem Niveau gelebt“, so Löfflers Urteil.