Jugend-Kulturförderpreis des Bezirks Oberpfalz offenbart soziales Engagement und schöpferische Energie
Bezirkstagspräsident Franz Löffler zeichnete Preisträger aus Weiden, Regensburg und Berching-Pollanten aus
BERCHING-POLLANTEN (Landkreis Neumarkt i.d.OPf.)
„Denk an die Natur“ – einen Saatgutbeutel mit dieser Aufschrift schenkten die Kindergruppe des Jugend-Kulturförderpreisträgers „Stoaklopfer“ den Gästen der diesjährigen Preisverleihung und machten so ihr Engagement für Ökologie und Gemeinwohl deutlich. Auf der Streuobstwiese des Wirtshauses Kellner in Pollanten zeichnete Bezirkstagspräsident Franz Löffler die 2015 gegründete Kinder- und Jugendgruppe des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins mit dem Jugendkulturförderpreis im Bereich Soziokultur aus. „Man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt“, mit diesem Zitat des Zoologen Konrad Lorenz brachte Löffler die zahlreichen Aktivitäten der rund 40 „Stoaklopfer“ im Alter zwischen 3 und 16 Jahren auf den Punkt: Bau von Nistkästen, Binden von Kräuterbüscheln, Honigherstellung, Exkursionen und Ausflüge. „Die Gruppe lebt vom Zusammenhalt der Kinder und Jugendlichen“, sagte Renate Zeller, Vereinsvorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Pollanten. Ihre Erfahrungen mit den eigenständig von den Kindern organisierten Aktionen bestätigen im Kern die Aussage von Bezirkstagspräsident Löffler bei der Begrüßung der Gäste: „Das reiche Kulturleben in der Oberpfalz prägt auch das Funktionieren der Gesellschaft“. Neumarkts Landrat Willibald Gailler verdeutlichte diesen Gewinn für das Gemeinwohl anhand von Zahlen: Über 14.000 Menschen im Landkreis Neumarkt kümmern sich in Obst- und Gartenbauvereinen um Garten- und Landschaftspflege, Artenschutz und Umweltbildung, über 900 Jugendliche sind in mittlerweile 43 organisierten Gruppen aktiv. Bezirkspräsident Franz Löffler lobte deshalb nicht nur die Kindergruppe, sondern auch die hervorragende Arbeit des Vereins: “Sie wecken bei den jungen Menschen die Begeisterung, sich im Verein für die Gesellschaft einzusetzen“. Dieses ehrenamtliche Engagement sei auch ein Beitrag für unsere Demokratie. Die Jugendsprecherin der Gruppe forderte die Erwachsenen zur Entschleunigung des Alltags auf und berichtete, wieviel Spaß die Kinder in der Natur hätten: „Bei Platzregen wäre aber ein Bauwagen schon gut“. Deshalb will die Gruppe den für jeden Preisträger mit jeweils 1000 Euro dotierten Jugend- Kulturförderpreis für die Anschaffung verwenden.
Mit der völligen Missachtung demokratischen Werte und der Würde des Menschen beschäftigten sich 12 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufen 9 bis 11 der Staatlichen Wirtschaftsschule Weiden, diesjähriger Jugend-Kulturförderpreisträger im Bereich ästhetisch- künstlerisches Handeln und Soziokultur. Die jungen Menschen entwickelten eine Ausstellung mit dem Titel: „KZ-Gedenkstätte Flossenbürg – 74 Jahre danach – Was war? Was bleibt? Was hat das mit mir zu tun?“ Mit Light-Painting, einer Technik, die mit Langzeitbelichtung bewegte Lichtquellen gestalten lässt, drückten die Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken und Gefühle bei der Beschäftigung mit der Geschichte und Gegenwart der KZ-Gedenkstätte aus. Der ursprünglich eher als Friedhof angelegte Gedenkort für die von den Nazis ermordeten Häftlinge hat sich mittlerweile durch zahlreiche Initiativen des letztjährigen Bezirksmedaillenpreisträgers Dr. Jörg Skribeleit und seinem Team zu einem internationalen Lern- und Begegnungsort entwickelt. Die Preisträger ergänzten die neu gestalteten Fotografien durch Hintergrundtexte und erstellten Audiobeiträge zum Thema „Was hat das mit mir zu tun?“. Diese persönliche Betroffenheit machten die Jugendlichen auch bei ihrer Danksagung nach der Preisverleihung mit selbst verfassten Texten zum Thema.
Laudator Richard Gaßner, Bezirksrat und Kulturreferent, lobte die kreative Herangehensweise und den außerordentlichen Tiefgang des Projekts. „Diese Qualität überzeugte nicht nur die Jury“, sagte Gaßner. Auch der Leiter der KZ-Gedenkstätte sei begeistert und überlege sogar, die Präsentation als erste Schülerausstellung überhaupt in den Räumen der Gedenkstätte zu zeigen.
Die gelungene musikalische Begleitung des Festakts mit dem Duo „Bröslschmarrn“ leitete über zur Modedesignerin Paula Dischinger, diesjährige Jugend-Kulturförderpreisträgerin im Bereich ästhetisch-künstlerisches Handeln. Die zum Zeitpunkt der Bewerbung 17-jährige Schülerin des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Regensburg beschäftigte sich im Rahmen einer Seminararbeit mit der Geschichte der Papierherstellung. Für den praktischen Teil entwarf Dischinger Kleidungsstücke aus Papier in hoher künstlerischer Qualität. Es folgte eine Modenschau an der Schule, dann nach Anfrage des Donau-Einkaufszentrums eine Vorstellung der Kleiderkollektion bei der jährlichen Frühjahrs- und Sommermodenschau. Dischinger inszenierte mit Schulfreundinnen als Models das komplette Programm, entwarf Einladungskarten und Plakate für die eigene Modemarke. Dischinger macht Mode in den verschiedensten Papierbearbeitungstechniken: gerissen, geknüllt, geknittert, gerollt geklebt, gefaltet, genäht. Philipp Seitz, Vorsitzender des Bezirksjugendrings Oberpfalz, stellte das außerordentlich hohe, fast schon professionelle künstlerische Niveau der jungen Künstlerin heraus, das sich auch in der formvollendet perfekt gestalteten Bewerbungsmappe niederschlug. Begeisterten Applaus ernteten dann die jungen Frauen, die die Kreationen der Modeschöpferin auf der Wiese als Laufsteg vorstellten.
In seinem Schlusswort brachte Kulturreferent Richard Gaßner mit seinem Dank an die Jury die Preisverleihung auf den Punkt: „Sowohl die Preisträger, wie auch alle Bewerbungen insgesamt offenbaren die Vielfalt, Lebendigkeit und Qualität der Jugendkultur in der Oberpfalz.“