Die Arbeit des Bezirks Oberpfalz spannend verständlich gemacht
Besuchergruppe aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach informiert sich beim Bezirk Oberpfalz in Regensburg
REGENSBURG. Über fünfzig Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach waren auf Einladung des Kümmersbrucker Bezirksrats Richard Gaßner nach Regensburg gekommen, um sich über die Aufgaben und Leistungen des Bezirks Oberpfalz ein Bild zu machen.
Bereits während der Busfahrt hatte Gaßner den Unterschied zwischen dem Bezirk und der Regierung der Oberpfalz herausgestellt: Im Kommunalparlament Bezirkstag der Oberpfalz treffen die bei den Bezirkswahlen gewählten Vertreter Entscheidungen für das gesundheitliche, soziale und kulturelle Wohl der Oberpfälzer Bürgerinnen und Bürger. Die Regierung der Oberpfalz handelt im Auftrag des Freistaates Bayern als verlängerter Arm der Ministerien bei der Umsetzung der Gesetze und Verordnungen. Bezirksrat und Kulturreferent Gaßner machte deutlich, dass der Bezirk Oberpfalz Aufgaben übernimmt, die für einen Oberpfälzer Landkreis alleine nicht zu stemmen sind. Als Beispiel nannte er die medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz, die mit rund 3300 Beschäftigten an sechs Standorten in der Oberpfalz Kliniken, Tageskliniken, Ambulanzen und Heime für die neurologische und psychiatrische Versorgung der Oberpfälzer sorgen. Der Bezirksrat ging auch auf den Bezirkshaushalt ein, der in diesem Jahr insgesamt rund eine halbe Milliarde Euro umfasst. Menschen mit Pflegebedarf und Behinderung werden davon mit rund 437 Millionen Euro unterstützt.
„Mit Beratung, Kulturförderung, eigenen Veranstaltungen und Veröffentlichungen sorgt der Bezirk für ein lebendiges Kulturleben in allen Regionen der Oberpfalz“, brachte Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl die Kulturarbeit des Bezirks auf den Punkt. In Zeiten der Globalisierung würden viele Menschen verstärkt den Bezug zur Heimat suchen, ergänzte er. Dabei komme es in der Kulturvermittlung darauf an, alle Menschen mitzunehmen und das Wie und Warum von Traditionen, Bräuchen, Sprache und Geschichte ohne Wertungen darzustellen. Kultur ist mittlerweile harter Standortfaktor: Beim Wohnortwechsel schauen die Menschen auch auf das Kulturangebot, Firmenchefs werben im Wettbewerb um Fachkräfte mit dem Kulturleben in der Region, „denn die Menschen suchen danach, was ihr Dasein lebens- und liebenswert macht“. Dazu zählen auch die Denkmäler, Klöster und die historischen Gebäude. Für den Bezirk ist der Erhalt dieser Bausubstanz Pflichtaufgabe: Trotz seiner relativ geringen Größe hat der Bezirk die höchsten Ausgaben für Denkmalpflege unter den sieben bayerischen Bezirken: Pro Einwohner etwa einen Euro, also ca. 1 Million Euro. Mit seinen insgesamt 15 Förderprogrammen von der Volksmusik über die Festspielförderung bis zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit will der Bezirk vor allem Hilfe zur Selbsthilfe leisten und gewachsene Strukturen vor Ort unterstützen. Ab Frühjahr kommenden Jahres wird der Bezirk auch die Popularmusik wie Rock, Pop und Jazz stärker fördern, dafür wird eine hauptamtliche Vollzeitstelle geschaffen.
Auf dem Weg zur Krankenhauskirche St. Vitus besichtigte die Besuchergruppe auch die 2016 neu gestaltete T4-Gedenkstätte. Die Gedenkstätte erinnert an das Schicksal der 642 psychisch kranken und behinderten Menschen, die 1940/41 aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert und dort ermordet wurden. „Im Zentrum steht die restaurierte Gedenktafel und um sie herum 268 Porträts von ehemaligen Patienten“, erläuterte Kunsthistoriker Bruno Feldmann. Feldmann zeigte der Gruppe auch das kultur- und kirchengeschichtliche Juwel St. Vitus. 997 wurde das Benediktinerkloster Prüll gegründet. Die 1110 geweihte Hallenkirche St. Vitus war nach den Benediktinern von 1484 bis zur Säkularisierung 1803 in der Hand des Karthäuserordens. Zwölf Mönche lebten in kleinen Häuschen mit Garten weltabgewandt in ihren Zellen, um „eins zu werden mit Gott.“ 1852 wurde in den Gebäuden des Klosters die Königliche Kreisirrenanstalt Karthaus-Prüll eröffnet, die Vorgängerin des heutigen Kommunalunternehmens „Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz“.
Nach einem schmackhaften Mittagessen im bezirkseigenen medborante besuchte die Reisegruppe noch die Ende April dieses Jahres neu eröffnete jüdische Synagoge in der Altstadt Regensburgs. Die Besucher waren bei der Führung von Dieter Weber, Vorsitzender des Fördervereins Neue Regensburger Synagoge e.V., sehr beeindruckt von der offenen Gesamtgestaltung des Hauses auf dem beengten Grundstück. Eine besondere Atmosphäre vermittelte der vom Berliner Architektenbüro Staab gestaltete Synagogenraum, der durch die geschickte Verwendung von Holz und eine geniale Deckengestaltung eine besondere Spiritualität erzeugt: Holzlamellen filtern das Außenlicht, so dass sich der Raum gleichsam zum Himmel öffnet und die flache Kuppel scheint unsichtbar befestigt wie ein Tuch über dem Raum zu schweben.
Bewegt von so vielen Eindrücken traten die Gäste dann am späten Nachmittag die Heimreise an.