Dekade der Neurotherapie
Forschungsergebnisse verbessern Lebensqualität der Oberpfälzer.
Nach der „Dekade des Gehirns“, die in den 1990er Jahren die Hirnforschung revolutionierte, sind heute viele neue Behandlungsmöglichkeiten bei Erkrankungen des Nervensystems auf dem Vormarsch. „Basierend auf der Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis können wir nun, 20 Jahre später, eine Dekade der Neurotherapie erwarten“, so Prof. Dr. Ralf Linker.
Den klinischen Neurowissenschaften stehen 2019 spannende Zeiten bevor, prognostiziert der Ärztliche Direktor der medbo Klinik für Neurologie. Die Oberpfälzer können von Ergebnissen mit dem Dreiklang aus Behandlung, Forschung und Lehre am Bezirksklinikum Regensburg unmittelbar profitieren.
Viele neurologische Erkrankungen waren bisher nicht komplett verstanden und konnten daher nicht ausreichend behandelt werden. Darum liegt auf der Ausbildung und dem umfassenden Wissen des wissenschaftlichen Nachwuchses in der medbo Neurologie ein besonderes Augenmerk. So haben neue Ansätze zu hocheffektiven Therapiemöglichkeiten geführt, mit denen sich chronische neurologische Erkrankungen wie zum Beispiel die Multiple Sklerose (MS) heute besser behandeln lassen.
Immuntherapien halten die Multiple Sklerose in Schach
Die Multiple Sklerose ist eine der häufigsten neurologischen Krankheiten bei jungen Erwachsenen. Umso wichtiger ist eine erfolgreiche Behandlung. Die Nervenfasern im Gehirn werden wie ein Elektrokabel von einer isolierenden äußeren Schicht umhüllt. Der MS liegt eine chronische Entzündungsreaktion gegen den eigenen Körper zugrunde, bei der diese Isolierungen angegriffen werden. Unbehandelt kann das zu schweren neurologischen Ausfällen führen, wie Sehstörungen und Lähmungen.
Die Krankheit ist heute noch nicht heilbar. In den letzten Jahren haben sich aber die Therapiemöglichkeiten deutlich verbessert. „Mittlerweile stehen 15 verschiedene Immuntherapien zur Verfügung“, erläutert Professor Linker. „Sie verhindern entweder das Einwandern von Entzündungszellen ins Gehirn oder zerstören zielgerichtet krankmachende Entzündungszellen.“ Durch solche neuen Behandlungsmöglichkeiten wie zielgerichtete Eiweißabwehrstoffe (monoklonale Antikörper) oder sogar die Stammzelltransplantation kann der Verlauf oft günstig beeinflusst werden, sodass die MS entgegen der landläufigen Meinung nicht zwangsläufig zu einer schweren Behinderung führen muss. Im Gegenteil: „Mit unseren modernen Therapien können wir den Patienten zumeist ein normales Leben ermöglichen“, so der Ärztliche Direktor der Neurologie.
Regensburg: Forschung auf höchstem Niveau
Alle neuen therapeutischen Erkenntnisse aus modernen wissenschaftlichen Studien werden für die Patienten in der Oberpfalz umgehend verfügbar gemacht.
Wichtige Beispiele für solche Fortschritte in der Neurologie jenseits der Multiplen Sklerose sind auch die Entfernung von frischen Blutgerinnseln aus den hirnversorgenden Gefäßen über einen Schlüsselloch-Eingriff beim akuten Schlaganfall (Thrombektomie), die Behandlung mit einem Hirnschrittmacher (Tiefe Hirnstimulation) bei der Parkinson-Erkrankung, das invasive Monitoring und die Epilepsie-Chirurgie bei Anfallserkrankungen und neue Behandlungsansätze bei Muskelschwunderkrankungen wie zum Beispiel der amyotrophen Lateralsklerose (ALS).
Diese neuen Ansätze kommen Patienten am medbo Standort Regensburg unmittelbar zugute. Die dortige Neurologische Klinik der Universität Regensburg ist ein Zentrum, das nicht nur für die Diagnostik alle neurologischen Erkrankungen eine umfassende Expertise aufweist, sondern alle neuen therapeutischen Erkenntnisse aus modernen wissenschaftlichen Studien für die Patienten in der Oberpfalz umgehend verfügbar macht. „Wichtig und ermutigend ist, dass sich mit diesen neuen Erkenntnissen nicht nur das funktionelle Langzeitergebnis, sondern auch die Lebensqualität unserer Patienten deutlich verbessern lassen“, freut sich Prof. Ralf Linker als Direktor der Klinik.
Damit die Forschungsergebnisse noch enger mit den Oberpfälzer Patienten verbunden werden, lädt Prof. Dr. Ralf Linker am Samstag, 26. Januar, um 9 Uhr Fachärzte und Allgemeinärzte in den Hörsaal des IBPs am Bezirksklinikum Regensburg zur Auftaktveranstaltung Multiple Sklerose ein. Neben dem Ordinarius werden Prof. Dr. Martin Kerschensteiner aus München und Prof. Dr. Ralf Gold aus Bochum und der Regensburger Privatdozent Dr. De-Hyung Lee die neuesten Entwicklungen vorstellen.